In letzter Zeit sehe ich immer wieder „Hochzeitsbilder“ auf Webseiten/Blog oder Magazinen, die gar keine echten Hochzeiten, sondern arrangierte Shootings – so genannte „Style-Shoots“ – sind.
Dabei schließen sich mehrere Hochzeits-Dienstleister (Wedding-Planer, Dekorateure, Stylisten, Visagisten, Konditoren, Fotografen usw.) zusammen, buchen professionelle Modelle und arrangieren ein Shooting, welches bei bestem Wetter einen Tag lang andauert, damit am Ende 20-30 Top-Bilder heraus kommen.
Diese Bilder werden dann als „Hochzeitsfotos“ auf den Markt geworfen – besonders Fotografen schmücken damit gerne ihr Portfolio aus. Dadurch werden Hochzeitspaare durch Bilder geblendet, die nichts mit einer echten Hochzeit zu tun haben. Was aber leisten solche Fotografen unter reellen Bedingungen?
Natürlich sieht eine sonnige Landhochzeit auf einer blühenden Wiese mit Retro-Deko, perfekt gestyltem Hochzeitspaar und passend gekleideten Gästen super toll aus, aber wer hat das schon mal hier oben an der Nordseeküste gesehen bzw. umgesetzt?
Bei einer echten Hochzeit:
- ist das Wetter nicht planbar
- sind Braut und Bräutigam reale Personen und keine gebuchten Profimodelle
- gibt es verschiedenste Emotionen, die Einfluss auf die Fotos haben
- gibt es keine Stylisten/Visagisten, die sich in jeder Sekunde um das perfekte Äußere kümmern
- gibt es einen Tagesablauf, der nicht genug Zeit für das perfekte Arrangement jedes einzelnen Fotos lässt
- gibt es Gäste die unterhalten werden wollen, durch das Bild laufen, im Hintergrund mit fotografieren und in die Fotos rein reden
- gibt es oftmals sehr dunkle Locations an denen nicht geblitzt werden darf
- muss sich der Fotograf um 10 Dinge gleichzeitig kümmern und kann nicht 10 Minuten an einem Bild arbeiten
- muss sehr oft improvisiert werden
- müssen am Ende 500 + x tolle Fotos abgeliefert werden, und nicht nur 20-30 Stück
Auf meinen Webseiten gibt es ausschließlich echte Hochzeiten mit echten Hochzeitspaaren zu sehen. Wenn ich mal ein After-Wedding-Shooting mit einem Paar gemacht habe – eben weil am Hochzeitstag selber nicht genug Zeit oder schlechtes Wetter war – dann schreibe ich das explizit dazu. Bei mir soll man erkennen, was einen in der Realität erwartet. Ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken, die in der Realität nicht umsetzbar sind.
Hier ist noch ein kleiner Tipp, woran man Style-Shoots oftmals erkennen kann:
- keine Gäste
- oftmals keine Eheringe
- oftmals keine Zeremonie
- übermäßig viele Foto von der Dekoration
Ein weiterer Trend ist das Zeigen von nur 2-3 Portraits pro Hochzeitspaar, anstatt mal eine vollständige Hochzeitsreportage zu veröffentlichen. Es gibt doch den Spruch „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn“. Treffend wäre ebenso „Auch ein schlechter Fotograf schießt mal ein gutes Foto“. Einzelne Fotos – besonders Portraits – lassen sich mit stundenlanger Bildbearbeitung auf ein beachtliches Niveau verbessern, aber ist das auch bei 500 Fotos machbar? Nein, nicht bei der Menge.
Entweder man kann gut fotografieren und veröffentlicht auch ganze Hochzeitsreportagen (siehe mein Blog), oder man zeigt immer nur 2-3 Fotos pro Paar, liefert aber die restlichen Bilder nicht auf diesem hohen Niveau ab.
Deswegen lautet mein Tipp an alle zukünftigen Hochzeitspaare: lasst euch vom Fotografen mehrere (mindestens 10) Hochzeitsreportagen von Ankleide bis Mitternacht zeigen, um seine Leistung zu beurteilen und lasst euch nicht nur von den besten 3 Portraits blenden.
Leider beachten nicht alle Paare diese Hinweise, ärgern sich am Ende und tauchen dann wegen einem After-Wedding-Shooting bei mir auf. Die Portraits lassen sich wiederholen, der Hochzeitstag nicht.
Viel Spaß beim Suchen und Finden dieser „Fakes“.